Das Färben von Glattleder und Kunstleder in der Werkstatt
Die folgende Anleitung gilt für oberflächengefärbte/pigmentierte Glattleder und Kunstleder und nicht für Anilin-/Semianilinleder.
Unterschied zwischen den Lederarten:
Oberflächengefärbtes/pigmentiertes Glattleder: Ein Tropfen Wasser auf einem unbeschädigten Bereich zieht nicht in das Leder ein. Auch beim Verreiben des Tropfens, bleibt das Wasser auf der Oberfläche. 99% aller Autoleder sind oberflächengefärbte/pigmentierte Glattleder.
Anilin-/Semianilinleder: Ein Tropfen Wasser auf einem unbeschädigten Bereich zieht sofort in das Leder ein (Anilinleder) oder zieht nach kurzer Zeit bzw. nach dem Verreiben in das Leder ein (Semianilinleder)
Kunstleder: Kunstleder erkennt man gut an dem Trägergewebe (Gittergewebe) an der Rückseite. Die Oberfläche von Kunstleder ist meist vergleichbar mit der von oberflächengefärbten/pigmentierten Glattleder.
Wichtige Hinweise zur Bearbeitung und zu Umfärbungen
Leder sollte man nur dann selber einfärben, wenn man über die entsprechende Lackiererfahrung verfügt und eine dafür ausgestattete Werkstatt zur Verfügung hat (Sprühpistolen, Absauganlage, Atemschutz usw.).
Bei Fahrzeugausstattungen wird häufig neben Echtleder auch Kunstleder verarbeitet (Seitenteile der Sitze, Kopfstützen, Türverkleidungen usw.). Nicht belastete Teile können so behandelt werden wie Echtleder. Hauptkontaktflächen aus Kunstleder (z.B. Sitz- und Lehnenflächen) bzw. reine Kunstlederausstattungen sollten besonders behandelt werden (siehe einzelne Schritte für die Färbung)
Nicht zu empfehlen ist das Färben von Motorradsitzbänken aus Kunstleder und Kunstledern auf Booten. Die Belastung für die Farbschicht ist durch Reibung (Leder auf Leder), Sonne, Wasser, Sonnencreme usw. einfach zu groß und eine haltbare Färbung nahezu unmöglich.
Besonderheiten bei Umfärbungen:
Umfärbungen sind wesentlich zeitaufwendiger, da alle Bereiche, Falten und Vertiefungen gründlich mit bearbeitet werden müssen. Prüfen Sie also im Vorfeld, ob alle erforderlichen Bereiche für eine Arbeit mit Lackierausrüstung zugänglich sind. Bitte beachten Sie auch, dass die Färbung oberflächlich erfolgt und so dünn wie notwendig aufgebracht wird. Bei hoher Belastung kommt es, wie bei der Originalfarbe auch, früher oder später zu Verschleißerscheinungen. In diesen Bereichen (z.B. Falten, Einstiegswangen, Armlehnen usw.) sieht man dann den darunterliegenden Farbton. Solche kleinen Stellen lassen sich dann aber immer farblich nachtönen. Brechen oder von allein Ablösen wird die Farbe nur bei unsachgemäßer Verarbeitung bzw. unzureichender Entfettung der Lederoberfläche.
Zu starke Farbänderungen, insbesondere von dunkel nach hell bedeuten immer eine höhere Schichtdicke im Farbauftrag, um die "alte" Farbe abzudecken. Eine zu große Farbschichtdicke beeinträchtigt immer auch den natürlichen Griff des Leder, es wird "plastikartiger". Generell raten wir von Umfärbungen von schwarz in eine hellere Farbe ab. Im Zweifel bitte vorher mit uns Kontakt aufnehmen.
Besonderheiten bei Neuleder:
Neuleder besitzen oft eine schmutzabweisende Deckschicht. Auch wenn das Leder neu und sauber ist, müssen diese Leder gründlich mit Vorreiniger abgewischt werden, damit die Deckschichten aufgebrochen werden und Farbe auf Farbe gefärbt wird. Bei unzureichender Vorbehandlung kann es sonst passieren, dass die neue Farbschicht nicht richtig haftet und "abgestoßen" wird.
Die Reinigung
Die Polster und Verkleidungen - soweit möglich - auseinander bauen.
Das Leder mit einem Staubsauger absaugen oder mit Druckluft abblasen. Druckluft ist besser zur Reinigung von Kederkanten und Falten geeignet. Nähte und Keder mit einer weichen Bürste entstauben.
Sichtbar schmutzige Leder mit dem Glattleder Schaumreiniger vorsäubern. An Schadstellen nicht zu nass arbeiten. Das Leder soll möglichst wenig Wasser aufnehmen. Anschließend ältere Leder (>15 Jahre) mit Essigessenz (1:1 mit Wasser gemischt) abreiben. Verschmutzung in der Narbung mit der Leder Reinigungsbürste lösen.
Danach mit Leder-Vorreiniger (für Echtleder) oder Kunstleder-Vorreiniger gründlich nachreinigen und entfetten. Dabei sollte die Oberflächenfarbe leicht angelöst werden, so dass eine Verfärbung am Lappen erkennbar ist. Anschließend die Oberfläche mit dem Schleifpad vorsichtig anschleifen und trocken entstauben.
Reparaturen
Aufgeraute oder brüchige Lederoberflächen mit dem Schleifpad vorsichtig glätten und wieder trocken entstauben. Zusätzlich können raue Stellen mit Leder Reparatur-Gel geglättet werden. Dazu das Reparatur-Gel dünn mit Schwamm oder Pinsel auf die aufgerauten Stellen auftragen und trocknen lassen (Das Trocknen kann mit Föhn oder Heissluftpistole beschleunigt werden). Danach das getrocknete Gel leicht schleifen. Vorgang ggf. wiederholen, bis sich die Oberfläche glatt anfühlt.
Bei Trockenbrüchen und Rissen zuerst die spitzen Kanten glatt schleifen. Bei Rissen die gerissenen Kanten mit Lederkleber zusammenkleben. Die zu füllenden Bereiche mit Grundierung einpinseln und anschließend mit Leder Filler auffüllen. Dabei einen feinen Film ca. 5 mm links und rechts des gefüllten Trockenbruchs oder Risses verstreichen. Dieses erhöht die Festigkeit der Reparatur. Den Leder-Filler von alleine trocknen lassen und gegebenenfalls Vorgang wiederholen. Unebenheiten im getrockneten Leder-Filler können mit dem FL-Modellierstift Mini oder Maxi ausgeglichen werden. Wichtig: stark poröse und brüchige Leder sollten ausgetauscht werden. Zu kaputte Leder können zwar optisch repariert werden, die Farbe und der Filler können die Kraft des Leders aber nicht ersetzen!
Hinweis zum Leder-Filler: Der Leder-Filler ist im Gegensatz zum FLEX-Leder weiß und trocknet auch weiß aus. Er kann aber mit ein paar Tropfen Farbe leicht vorgefärbt werden, was das nachträgliche Überfärben mit der Lederfarbe einfacher macht. Der Vorteil des Leder-Fillers ist, dass er nicht so stark beim Trocknen "einfällt" und so weniger Aufträge erforderlich sind und Reparaturen schneller abgearbeitet werden können.
Das Färben
Echtleder mit niedrigem Druck (ca. 2 bar) im Kreuzspritzverfahren mit Grundierung einsprühen (leicht nässen), bis die Oberfläche nach dem Trocknen leicht klebrig wird. Bitte beachten: Dicke Schichten Grundierung vermeiden!
Bei Kunstleder reicht das gründliche Abwischen mit Kunstleder-Vorreiniger, wenn das Kunstleder dadurch leicht klebrig wird. Bei Kunstledern die nicht klebrig werden, sollte eine Kunstleder-Grundierung (Primer) aufgesprüht werden.
Die Lederfarbe gut schütteln und filtern. Vor dem Einfüllen in die Lackierpistole, den Vernetzer IC2 entsprechend der Angaben in der Tabelle (Punkt 4) in die Lederfarbe geben und gut einrühren! Die Farbe mit niedrigem Druck (ca. 2 bar) im Kreuzspritzverfahren auftragen. Nicht so dick, dass sich 'Nasen' bilden. Dünn und in mehreren Schichten (zwischendurch mit Fön trocknen) auftragen, bis die Oberfläche gleichmäßig eingefärbt ist. Die Farbe nur so dünn wie nötig auftragen. Dicke Farbschichten beeinträchtigen den Griff und die Stabilität der Färbung. Falten und Kederkanten auseinander ziehen und immer zuerst bearbeiten. Bei allen Sprühvorgängen Atemschutz tragen und für Abluft sorgen.
Den Top Coat gut schütteln und ebenfalls filtern. Vor dem Einfüllen in die Lackierpistole, den Vernetzer IC2 entsprechend der Angaben in der Tabelle (Punkt 4) in den Top Coat geben und gut einrühren! Den Top Coat dünn über die getrocknete Farbe sprühen und mit dem Heißluftfön trocknen. Vorgang ggf. wiederholen.
Angaben zur Zugabe von Vernetzer IC2 in die Lederfarbe und den Top Coat in Abhängigkeit von der Materialart. Alle Angaben sind in Volumenprozent! Bsp: 1% Vernetzer auf 100ml = 1ml
Wichtig!: Nur so viel Lederfarbe und Top Coat mit Vernetzer vermengen, wie wie auch in 4 Stunden verbraucht wird. Der Vernetzer ist reaktiv und darf auch nicht mit Wasser in Kontakt geraten. Von der Haut und den Augen fern halten!
Materialart |
Zugabe Vernetzer in die Lederfarbe |
Zugabe Vernetzer in den Top Coat |
Autoleder |
1% (bei Umfärbungen 2%) |
2% |
Möbelleder |
1% (bei Umfärbungen 2%) |
1% |
Kunstleder und "straffe" Leder (z.B. Lenkrad) |
3% |
3% |
Harte Flächen (z.B. Kunststoffblenden |
5% |
3% |
Grundierung, Farbe und Top Coat können alle mit einem Heißluftfön getrocknet werden und die Schritte sollen zeitnah hintereinander durchgeführt werden, damit sich die noch frischen Schichten gut verbinden.
Im Laufe der Bearbeitung raue Stellen mit dem Leder-Schleifpad oder 4000er Polier-Pad glatt schleifen (je nach Bedarf). Anschließend - wenn nötig - nochmals Farbe oder nur Top Coat auftragen.
Nach 24 Std. sollte zur Sicherheit ein Reibtest mit einem feuchten Lappen auf den Gebrauchsflächen gemacht werden, um zu prüfen, ob die Oberfläche ausreichend mit Top Coat behandelt wurde. Bei Farbabrieb sollte das Leder nochmals mit Top Coat nachbehandelt werden.
Grundsätzlich können wir auch das Färben in unserer Werkstatt für Sie übernehmen. Kleinteile wie Armlehnen, Mittelarmlehnen, Kopfstützen, Kissen usw. kann man problemlos per Post verschicken. Auch Großteile wie Fahrzeugausstattungen und Möbel können bei uns in der Werkstatt bearbeitet werden. Diese müssen Sie dann entweder bei uns vorbeibringen (Adresse steht im Impressum) oder den Transport organisieren. Bei Fragen rund um das Thema Leder färben können Sie uns gern telefonisch oder per Mail kontaktieren.
Tel: 037203/7576Email: info@lederreiniger.de
Richtwerte für benötigte Mengen
Die Angaben beziehen sich auf das Auffärben einer gesamten Fahrzeug-Innenausstattung (Vordersitze, Rücksitzbank, Türverkleidungen, Mittelkonsole) im annähernd gleichen Farbton. Bei Umfärbungen wird mehr Farbe benötigt.
1 Liter Glattleder Schaumreiniger + Bürste2 Liter Leder- oder Kunstleder Vorreiniger
1 Liter Grundierung (bei Echtleder)
1 Liter Lederfarbe
1 Liter Top Coat
50ml Vernetzer IC2
Ca. 3-5 Leder Schleifpads
1 Leder Polierpad